Ei-basierte Produktionsverfahren sind der Standard für Influenzaimpfstoffe. Inzwischen werden zusätzlich weiterentwickelte Influenzaimpfstoffe eingesetzt. Eine retrospektive Kohortenstudie bestätigt die höhere Impfeffektivität der Hochdosis- oder adjuvantierten Impfstoffe gegenüber dem Ei-basiert produzierten Influenzaimpfstoff in Standarddosis.

Basis der Kohortenstudie waren Angaben aus der Datenbank der Versicherung Kaiser Permanente South California. Jennifer H. Ku von der Abteilung für Forschung und Evaluation der Versicherung in Pasadena und Koautor*innen untersuchten die relative Vakzineffektivität (engl. comparative vaccine effectiveness, cVE) von saisonalen Influenzaimpfstoffen in Hochdosis (HD), mit Adjuvans oder zellbasiert produziert in Standarddosis (SD) mit Ei-basiertem SD-Influenzaimpfstoff bei Älteren in der Influenzasaison 2022/2023. Dazu identifizierten sie Erwachsene im Alter von ≥65 Jahren, die zwischen dem 1. August 2022 und dem 31. Dezember 2022 eine Impfung mit einem der zugelassenen Influenzaimpfstoffe erhalten hatten. Die entsprechenden Versichertendaten wurden bis 20. Mai 2023 hinsichtlich der Influenza-bedingten Kontakte mit dem Medizinsystem (influenza-related medical encounters, IRME) und der Hospitalisierung mit PCR-bestätigter Influenza ausgewertet. Sekundäre Endpunkte waren stationäre Aufnahmen wegen einer Pneumonie oder wegen einer kardiorespiratorischen Diagnose, jeweils analysiert anhand der ICD10-Kodierung. Die Hazard Ratio (aHR) nach der proportionalen Hazard-Regression nach dem Cox-Modell wurde für Störgrößen mit Hilfe der Methode „Inverse Probability of Treatment Weighting“ (IPTW) adjustiert.

Ergebnisse

Es wurden 495.119 ältere Impflinge identifiziert, davon 54,9% Frauen. Das mediane Alter lag bei 73 Jahren. Nach IPTW waren die Charakteristika der vier Gruppen ähnlich verteilt.

Die Auswertung der IRME wies auf eine Überlegenheit der in den USA für über 65-Jährige empfohlenen HD- und adjuvantierten Impfstoffe gegenüber dem Ei-basiert produzierten Impfstoff, nicht aber für den zellbasierten gegenüber dem Ei-basierten SD-Impfstoff hin. Die cVE für den HD-Impfstoff betrug 9,1% (95% Konfidenzintervall [KI] 0,9%–16,7%), für den adjuvantierten Impfstoff 16,9% (95% KI 1,7%–29,8%), für den zellbasierten SD-Impfstoff -6,3% (95% KI -18,3%–6,9%). Der Vorteil war noch ausgeprägter hinsichtlich der stationären Aufnahmen wegen einer PCR-bestätigten Influenza. Die cVE im Vergleich zum Ei-basierten SD-Impfstoff lag für diesen Endpunkt mit HD-Influenzaimpfstoff bei 25,1% (95% KI 0,2%–43,8%), mit dem adjuvantierten Impfstoff bei 61,6% (95% KI 18,1%–82,0%) und mit dem zellbasierten SD-Impfstoff bei 26,4% (95% KI -18,3%–55,7%). Die Zahl derjenigen, die eine zellbasierte SD-Influenzavakzine erhalten hatten, war allerdings gering, was die Aussagekraft dieses Ergebnisses schmälert. Hinsichtlich der stationären Aufnahmen wegen Pneumonie oder kardiorespiratorischer Gründe zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der cVE der Impfstoffe auf Basis der verschiedener Produktionsverfahren, die Zahl dieser Ereignisse war allerdings auch gering.

Fazit:

Gegenüber Ei-basierten SD-Influenzavakzinen bieten zellbasierte IHD- und adjuvantierte Vakzine Menschen im Alter von über 65 Jahren einen besseren Schutz vor IRME und Hospitalisierung wegen Influenza. Es ist wichtig, solche Analysen laufend und in unterschiedlichen Kohorten mit den zugelassenen Impfstoffen unter Routinebedingungen durchzuführen, betonen die Autor*innen – auch im Hinblick auf die Weiterentwicklung der Vakzine mit dem Ziel einer höheren Wirksamkeit.

Quelle:

Ku, JK et al. Comparative Effectiveness of Licensed Influenza Vaccines in Preventing Influenza-related Medical Encounters and Hospitalizations in the 2022-2023 Influenza Season Among Adults ≥65 Years of Age. Clin Infect Dis 2024; 79: 1283–1292. doi: 10.1093/cid/ciae375

Autorin Studienreferat: Friederike Klein, München