Immungeschwächte Patient*innen haben ein besonders hohes Risiko für schwere Verläufe einer Influenza, sprechen aber gleichzeitig schlechter als Immunkompetente auf eine Influenzaimpfung an. Als Strategien für einen besseren Impferfolg werden eine wiederholte Impfung in derselben Influenzasaison, die Intradermalgabe des Impfstoffes und die Verwendung von adjuvantierten oder Hochdosisimpfstoffen diskutiert.

Die Verwendung von Hochdosisimpfstoffen (HD-Vakzine), die das Vierfache an Hämagglutinin-Antigen im Vergleich zur Standarddosis-Vakzine (SD-Vakzine) enthalten, wird inzwischen bei älteren Patient*innen mit altersbedingt nachlassender Immunantwort empfohlen. Eine spanische Forschungsgruppe mit Erstautor Mario Rivera-Izquierdo von der Abteilung für Präventivmedizin und Öffentliches Gesundheitswesen der Universitätsklinik in Granada prüfte die Datenlage für den Einsatz von HD-Vakzinen bei immungeschwächten Personen (Transplantierte, Menschen mit HIV-Infektion, Krebs oder unter einer Immunsuppression aus jedwedem Grund) im Vergleich zur Influenzaimpfung mit SD-Vakzinen. Dazu suchten sie in Medline, Web of Science, Scopus und ClinicalTrials.gov nach randomisiert kontrollierten Studien (RCT), die bis März 2024 in diese Datenbanken aufgenommen worden waren und Angaben zu Immunogenität und Sicherheit von HD- und SD-Impfstoffen bei immungeschwächten Impflingen machten, und führten mit den eingeschlossenen RCT eine Metaanalyse durch.

Ergebnisse

Die Recherche ergab 21 Auswertungen von 16 RCT, die in die Metaanalyse eingeschlossen werden konnten. Für 1.862 Patient*innen gab es Daten zur Immunogenität der Impfstoffe. Sie ergaben für alle Influenzastämme 21 bis 42 Tage nach Impfung höhere mittlere Titer im Hämagglutination-Hemmtest und höhere Serokonversionsraten für HD- im Vergleich zu SD-Vakzinen. Für H1N1 lag das relative Risiko (RR) für eine Serokonversion bei HD-Impfstoff im Vergleich zum SD-Impfstoff bei 1,30 (95%-Konfidenzintervall [KI] 1,04–1,57; I2=45,0%), für H3N2 bei 1,22 (95%-KI 1,03–1,41; I2=39,5%) und für Influenza B bei 1,39 (95%-KI 1,15–1,63; I2=18,1%).  

Die Auswertung nur der Studien mit höherer methodischer Qualität und größerer Stichprobe (>100 Teilnehmende) bestätigten diese Ergebnisse. In diesen Studien war die Assoziation von HD-Vakzine und besserer Seroprotektion besonders ausgeprägt. Die geringste Heterogenität und das günstigste Ergebnis für diese Assoziation zeigte sich für Influenza A(H3N2).

Angaben von 1.403 Impflingen wurden in die Sicherheitsanalyse einbezogen. Der einzige Unterschied bei den berichteten unerwünschten Ereignissen (UE) fand sich für Schmerzen, die bei Verwendung von HD-Vakzine stärker ausfielen als bei Verwendung von SD-Impfstoff (RR 1,29; 95%-KI 1,04–1,54). Die klinische Effektivität war nur in wenigen Studien berichtet worden. Es gab Hinweise auf weniger klinische Ereignisse bei Einsatz von HD-Impfstoff, klare Schlüsse lassen sich aus diesen Daten aber nicht ableiten, betonen die Autor*innen.

Fazit:

Ein HD-Influenzaimpfstoff ist bei Menschen mit eingeschränkter Immunfunktion immunogener als ein SD-Influenzaimpfstoff. Daher können HD-Vakzine laut den Autor*innen für diese Kohorte empfohlen werden. Weitere große, randomisierte Studien zur klinischen Wirksamkeit der HD-Influenzavakzine bei immunkompromittierten Patient*innen wären wichtig, um konkrete Empfehlungen für Subgruppen mit Immunschwäche abgeben zu können.

Quelle:

Rivera-Izquierdo, M et al. High-dose versus standard-dose influenza vaccine for immunocompromised patients: A systematic review and meta-analysis of randomised clinical trials. J Infect 2025; 91: 106538. doi: 10.1016/j.jinf.2025.106538

Autorin Studienreferat: Friederike Klein, München